Zwingerhusten - nicht nur für Zwingerhunde!


Was also   i s t   Zwingerhusten?

Der Name der Krankheit täuscht ganz gewaltig! Wenn ich Tierhalter danach frage, ob ihre Hunde auch gegen Zwingerhusten geimpft sind/ werden sollen, bekomme häufig (etwas vorwurfsvoll) zur Antwort: "Aber Frau Doktor, unser Hund lebt doch nicht in einem Zwinger! Diese Impfung brauchen wir nicht."

Aus diesem Grund habe ich es mir inzwischen angewöhnt, diese Form der ansteckenden Entzündung der Atemwege als "Hundegrippe" zu bezeichnen. Dies verstehen die meisten Hundehalter viel besser, und einige Gemeinsamkeiten mit der menschlichen Grippe oder dem grippalen Infekt bestehen: Wie beim Menschen ist nicht jeder Hund gleich stark für diese Infektion gefährdet.

Welche Ursachen hat die Erkrankung?

Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, sie ist also ansteckend. Erreger sind bestimmte Viren (Parainfluenza, canines Adenovirus2, evtl. Herpes virus canis, menschliches Grippevirus A2 !) und manche Bakterien und Bakterienverwandte (Bordetella, Mykoplasma). Auf die Ansteckung mit diesen Krankheitsauslösern können aber noch eine ganze Reihe von anderen Keimen folgen, die den Verlauf komplizieren.

Die Übertragung der Erreger geschieht durch Tröpfcheninfektion, das heißt: der Erkrankte niest und hustet die Erreger aus, diese werden über den Luftstrom zum nächsten "Opfer" getragen. Hierbei können Lüftungs- und Heizungsanlagen zur weiten Verbreitung der beitragen.

Damit die Erkrankung ausbrechen kann, muß das Abwehrsystem des Patienten durch Streßfaktoren geschwächt sein. Streß besteht zum Beispiel in Wachstum, Zahnwechsel, Parasitenbefall, Veränderungen der Umgebung und des Futters sowie Ortswechsel und ungünstige Wetterlagen (Herbst, Frühjahr).

Achtung: Menschen mit Grippe können ihre Hunde anstecken, umgekehrt aber nicht!

Wen betrifft die Erkrankung am häufigsten?

Besonders häufig treten Infektionen dortauf, wo viele Individuen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen. Beim Menschen sind also solche besonders gefährdet, die viel Personenkontakt haben. Das gleiche gilt für Hunde: "Zwingerhusten" kommt häufig in Massenhaltungen (gewerbliche Hundehändler), Tierheimen, Hundepensionen, aber auch auf Ausstellungen und Hundeplätzen vor.

Insbesondere sollten Sportler, die Schutzhundesport betreiben, daran denken, daß die Hunde alle in den selben Schutzarm beißen. Aber auch der typische Wassereimer am Rande des Hundeplatzes wird von allen Hunden angenommen - auch von denen, die "nur" Unterordnung oder Agility betreiben oder schlicht weg mit ihrem Hund nur zu Besuch auf den Platz kommen. Jetzt spätestens wird klar, daß auch auf einem Spaziergang in beliebten Auslaufgebieten mit vielen Hunden eine gewisse Infektionsgefahr lauert.


Wie äußert sich die Erkrankung?

Einige Tage nach der Ansteckung (4 bis 10 Tage) treten Atembeschwerden, Husten und Nasenausfluß auf. Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien sind entzündet. Der Husten kommt oft schlagartig als richtige Attacke und ist mit einem starken Würgereiz verbunden, so daß man auch an einen Fremdkörper im Hals denken könnte. Das Allgemeinbefinden ist meist nicht beeinrächtigt, auch das Abschlucken von Futter macht keine Probleme. Fieber kommt bei den einfachen Fällen nicht vor. Bei komplizierten Formen leidet der Patient unter fiebriger Lungen- und Brustfellentzündung. Dieses Krankheitsbild ist ungleich dramatischer.

Der Husten kann nach wenigen Tagen verschwinden, aber auch 14 Tage (oder in ungünstigen Fällen monatelang) anhalten. Bei komplizierten Formen sind Todesfälle möglich! Auch Folgeschäden an Lunge und Herz können bei längerer Krankheitsdauer und schwerem Verlauf auftreten. 
Der Nasenausfluß ist anfangs meist wäßrig-klar, durch bakterielle Erreger kann er eitrig werden. Wie der Husten kann auch der Nasenausfluß unterschiedlich lang bestehen bleiben.

Bei eitrigem Nasenausfluß und Fieber wird der Tierarzt nachfragen, ob der Hund gegen Staupe ausreichend geimpft ist. Diese kann ähnlich aussehen!

Wie wird die Krankheit behandelt?

In leichten Fällen, wenn der Husten nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet, ist keine spezielle Behandlung nötig. Hier ist offenbar das Abwehrsystem des Patienten so stark oder die krankheitsverursachende Wirkung des Erregers so schwach, daß der Körper selbst damit fertig wird.

In allen fraglichen Fällen oder bei Fieber, eitrigem Nasenausfluß, gestörtem Allgemeinbefinden bleibt der Gang zum Tierarzt unvermeidlich. Er wird den Hund mit Antibiotika, schleimlösenden und eventuell auch mit abschwellenden und fiebersenkenden Mitteln versorgen. Auch ein Aufbau des Immunsystems mit Paramunitätsinducern oder Echinacea ist sinnvoll. Möglicherweise muß auch ein Röntgenbild von Herz und Lunge angefertigt werden, insbesondere wenn eine Lungenentzündung oder auch ein Herzleiden vermutet wird. In schweren Fällen können auch noch
Blutuntersuchungen dazukommen.

Da ein langer und/ oder komplizierter Verlauf zu Spätschäden und zum Tode führen kann, darf man diese Krankheit nicht verharmlosen.

Wie kann man vorbeugen?

Jetzt sind wir wieder am Anfang: Es gibt sie - die Impfung gegen Zwingerhusten, aber in Deutschland haben wir zur Zeit nur einen injizierbaren Impfstoff gegen Parainfluenza-Viren (das Pi oder zweite P auf dem Aufkleber im Impfbuch).

Leider liegt er nicht als Einzelimpfstoff, sondern nur in Kombination mit Staupe, Hepatitis und Parvovirose vor. Es lohnt sich daher, bei der jährlichen Kombinationsimpfung den Zwingerhusten miteinzubeziehen. Andernfalls muß zweimal im Abstand von etwa 2 bis 4 Wochen mit dem Kombi-Impfstoff nachgeimpft werden.

Als Alternative ist noch ein "Nasenimpfstoff" auf dem Markt, was bedeutet, daß der Impfstoff in beide Nasenlöcher des Hundes eingeträufelt wird. Einige Hunde wehren sich sehr stark bei dieser Maßnahme oder der Tierarzt hat keine Chance ungefährdet am Vorderende des Hundes zu arbeiten. Ansonsten ist dieser Impfstoff recht gut, schützt allerdings nur gegen die eine wichtige Bakterienart "Bordetella", dies aber schon innerhalb von wenigen Tagen nach einer einmaligen Verabreichung! Leider hält der Impfschutz nur etwa 6 bis 8 Monate an. Selten kommt es nach der Impfung einige Tage zur Niesen, Husten und Nasenausfluß.

Die injizierbare Variante des Impfstoffs, die noch bis vor wenigen Jahren erhältlich war, enthielt beide Erreger (B und Pi), ist aber nicht mehr auf dem Markt.

Ich kann nur empfehlen, beide Formen der Impfungen durchführen zu lassen, die "Nasenimpfung" aber vor allem bei gefährdeten Hunden oder aber spätestens, wenn man von Zwingerhustenausbrüchen im Umkreis erfährt. Möglicherweise ist das Immunsystem schneller als die Infektionsausbreitung.

Eine weitere Möglichkeit ist, das Immunsystem nach allen Regeln der Kunst zu stützen. Außer dem Verhindern von Streß gibt es die Möglichkeit, Paramunitätsinducer injizieren zu lassen (schnelle Wirkung) oder längerfristig Echinacea-Präparate zu füttern. Insbesondere vor großen Ausstellungen können die Paramunitätsinducer ein hilfreicher zusätzlicher Schutz sein.


Anmerkung:

Im September 2000 sind in der Westpfalz und auch auf der großen Hundeausstellung in Luxemburg eine ganze Reihe von Zwingerhustenerkrankungen aufgetreten.

Quelle: http://www.welpen.de/service/venzl/02.htm

   
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